Betriebshaftpflichtversicherung für Amazon-Händler – Teil 2: Was passiert, wenn man keine Versicherung abschließt?

Betriebshaftpflichtversicherung für Amazon-Händler – Teil 2: Was passiert, wenn man keine Versicherung abschließt?

28. August 2024-

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Bereits in unserem Artikel (Betriebshaftpflichtversicherung für Amazon-Händler – Teil 1: Versicherungspflicht) haben wir über die Voraussetzungen zum Abschluss einer Betriebshaftpflichtversicherung berichtet.

Mit dem folgenden Beitrag beschäftigen wir uns mit den Konsequenzen, wenn man keine entsprechende Versicherung abschließt.

1. Kontosperrung oder Einschränkung

Amazon behält sich das Recht vor, ein Verkäuferkonto zu suspendieren oder dauerhaft zu schließen, wenn die Anforderungen zum Abschluss einer Betriebshaftpflichtversicherung nicht erfüllt werden.

Löst ein Kunde einen A-Z Garantieantrag bzgl. eines Sach- oder Personenstandsschaden auf, kommt es zunächst auf die Höhe des Schadens an.

  • Bei Schäden von höchstens 1.000,00 € kann Amazon den Fall nach eigenem Ermessen durch eine Erstattung aus Kulanzgründen an den Kunden regulieren und fordert in diesem Fall keine Rückerstattung von Ihnen oder Ihrem Versicherer, vorausgesetzt, dass Sie entweder
    • einen Versicherungsnachweis gemäß dem Business Solutions Vertrag bereitstellen oder
    • die Details zum Hersteller, Importeur oder Inhaber der Markenrechte (im Folgenden als „Hersteller“ bezeichnet) des defekten Produkts bereitstellen.
  • Bei Schäden über 1.000,00 € informiert Amazon oder der externer Schadensregulierer von Amazon Sie direkt. Sie müssen dann innerhalb von sieben Tagen auf die Benachrichtigung von Amazon antworten und einen Nachweis Ihrer Versicherung oder Details zum Herstellers bereitstellen. Amazon oder der externer Schadensregulierer von Amazon wird mit Ihnen, dem Hersteller oder dessen Versicherer die Versicherung im Detail prüfen. Amazon erwartet eine Zusammenarbeit von Ihnen und dem Kunden; der Schadensfall soll innerhalb von 30 Tagen reguliert werden.
  • Falls Sie keine Details zum Hersteller des defekten Produkts bereitstellen können, sind Sie für die Erstattung des Schadens verantwortlich.

Wenn Sie der Aufforderungen von Amazon nicht nachkommen können, weil Sie entweder keine Versicherung abgeschlossen haben, oder Ihnen die Herstellerdaten unbekannt sind, kann Amazon nach seinem Ermessen zunächst entweder das konkret betroffene Produkt sperren, oder das gesamte Verkäuferkonto suspendieren.

2. Rechtliche und finanzielle Risiken

Ohne Versicherung sind Sie persönlich für alle Schäden haftbar, die durch die Ihrerseits verkauften Produkte entstehen. Dies kann gerade im Falle von Sach- und Personenstandsschäden sehr kostspielig werden.

Eine Betriebshaftpflichtversicherung kann genau dieses Risiko abdecken und Sie finanziell im Schadensfall entlasten.

3. Vertragsverletzung

Wenn Sie zum Abschluss einer Betriebshaftpflichtversicherung verpflichtet sind und diese nicht abschließen, stellt dies eine Vertragsverletzung dar (Verstoß gegen den Business Solutions Vertrag).

Im Falle eines Verstoßes gegen den Business Solutions Vertrag behält sich Amazon das Recht vor, einzelne Programme mit sofortiger Wirkung auszusetzen oder zu kündigen.

Wenn Ihr Verkäuferkonto aus oben genannten Gründen deaktiviert wurde, wird eine Reaktivierung nur schwer möglich sein.

4. Haftung nach dem Produktsicherheitsgesetz

Auch wenn das Produktsicherheitsgesetz hauptsächlich den Hersteller in die Pflicht nimmt, kann auch ein Wiederverkäufer haftbar gemacht werden, insbesondere wenn unsichere Produkte verkauft werden. Ohne Versicherung tragen Sie dieses Risiko selbst.

5. Fazit

Ohne die vorgeschriebene Betriebshaftpflichtversicherung setzen Sie sich als Amazon-Händler erheblichen Risiken aus, sowohl in Bezug auf Ihre Geschäftstätigkeit auf dem Amazon-Marktplatz als auch auf mögliche finanzielle Schäden.

Vereinbaren Sie gerne einen Termin zur Überprüfung Ihrer Versicherungspflicht und den damit einhergehenden Risiken.

Ihr Ansprechpartner

Rechtsanwältin Nadine Sieger
info@hb-ecommerce.eu

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